Data
- Date:
- 14-10-1992
- Country:
- Germany
- Number:
- 1 C 216/92
- Court:
- Amtsgericht Zweibrücken
- Parties:
- Unknown
Keywords
APPLICATION OF CISG - PARTIES SITUATED IN CONTRACTING STATES (ART. 1(1)(A) CISG)
AVOIDANCE OF CONTRACT - NOTICE OF AVOIDANCE - CONTENT OF DECLARATION OF AVOIDANCE (ART. 26 CISG)
INTEREST - RIGHT TO INTEREST IN CASE OF LATE PAYMENT OF PRICE (ART. 78 CISG) - NO FORMAL REQUEST FOR PAYMENT IS REQUIRED
INTEREST RATE - DETERMINED BY DOMESTIC LAW APPLICABLE IN THE ABSENCE OF CISG
Abstract
A German buyer ordered 58 pair of shoes from an Italian seller. The day after the delivery the buyer, alleging that the shoes had been delivered late, requested by letter that either the price be reduced by 50% or the seller take back the goods. Since the buyer did not pay a part of the fixed price, the seller commenced an action to recover the full contract price.
The Court held that the contract was governed by CISG, as at the time of the conclusion of the contract the parties had their places of business in contracting States (Italy and Germany) (Art. 1(1)(a) CISG).
In the Court's opinion the contract had not been avoided according to Arts. 49 and 25 CISG, as the buyer had not given notice of avoidance after delivery. According to Art. 26 CISG the buyer's notice of declaration of avoidance must represent his clear intention to avoid the contract, which in this case neither the buyer's request for a price reduction nor that the goods be taken back could represent.
The Court held that the seller was entitled to the payment of the rest of the price.
In addition, the Court awarded the seller interest (Art. 78 CISG) and observed that under CISG the duty to pay interest for the delay in payment for the price is not conditional upon a formal request. The interest rate was determined in accordance with the law applicable by virtue of German private international rules (Italy).
Fulltext
[...]
T a t b e s t a n d:
Am 19.11.1991 bestellte die Beklagte bei der Klägerin 58 Paar Schuhe zum Kaufpreis von insgesamt [...]. Die Klägerin übergab die Schuhe am 13.12.1991 dem ersten Beförderer. Bei der Beklagten ging die Lieferung am 04.01.1992 ein. Ein von der Beklagten am 30.12.1991 ausgestellter Scheck über [...] ging zu Protest. Am 12.02.1992 wurde die Klägerin mit Protestkosten in Höhe von [...] belastet.
Mit Schreiben vom 05.01.1992 forderte die Beklagte die Klägerin auf, ihr wegen angeblich verspäteter Lieferung der Schuhe entweder 50 % Rabatt zu gewähren oder die Ware zurückzunehmen. Hierauf ging die Klägerin nicht ein.
Am 14.04.1992 zahlte die Beklagte an die Klägerin [...]. Von den Schuhen verkaufte sie 8 Paare.
Die Klägerin trägt vor, die Ware sei frei von Mängeln rechtzei tig an die Beklagte geliefert worden. Ein bestimmter Liefertermin sei nicht vereinbart worden.
[...]
Die Beklagte [...] trägt vor:
Die Klägerin habe ihr garantiert, die Ware bis spätestens 10.12.1991 zu liefern. Die Beklagte habe auch für die Klägerin erkennbar hierauf großen Wert gelegt, da es sich bei den Schu hen um Saisonware gehandelt habe. Zum Zeitpunkt der Lieferung sei die Winterware bereits um 50 % reduziert angeboten worden.
[...]
E n t s c h e i d u n g s g r ü n d e:
Die zulässige Klage ist - soweit sie nicht zurückgenommen wurde - auch begründet.
Die Klägerin begehrte ursprünglich von der Beklagten die Zahlung von [...], die sie dann nach Hinweis des Gerichts um [...] reduzierte. Außerdem hat sie - insoweit mit dem nach Par. 269 ZPO erforderlichen Einverständnis des Beklagten - die Zinsforderung auf 10 % reduziert. Dies stellt eine zulässige teilweise Klagerücknahme dar.
Die Klägerin hat gegen die Beklagte einen Anspruch auf Zahlung des restlichen Kaufpreises für die gelieferten Schuhe und Ersatz der Protestkosten in Höhe von insgesamt unstreitig [...] gem. Art. 53 c CISG.
Auf den Kaufvertrag zwischen den Parteien findet das einheitliche UN-Kaufrecht Anwendung gem. Art. 1 I a CISG. Insbesondere ist der streitgegenständliche Kaufvertrag auch nach dem Inkrafttreten des Übereinkommens geschlossen worden.
Nach Art. 53 CISG ist der Käufer - wie auch nach Par. 433 Abs. 2 BGB - zur Zahlung des Kaufpreises verpflichtet. Dieser betrug unstreitig insgesamt [...]. Hierauf hat die Beklagte am 14.04.1992 [...] bezahlt, so daß noch [...] offen steht. Der Kaufvertrag ist auch nicht gem. Art. 49, 25 CISG aufgehoben worden. Dabei kann dahingestellt bleiben, ob die Parteien einen festen Liefertermin vereinbart hatten oder nicht und die Klägerin ihrer Lieferpflicht rechtzeitig nachgekommen ist. Selbst wenn man den Vortrag der Beklagten, es sei ein Fixtermin für die Lieferung der Schuhe auf den 10.12.1991 vereinbart worden, als wahr unterstellt, so hat die Beklagte wegen der unstreitig erst am 04.01.1992 erfolgten Lieferung nicht die Vertragsaufhebung nach Art. 26 CISG erklärt. Wie sich aus der vorgelegten Vorkorrespondenz ergibt, auf die sich die Beklagte nunmehr beruft, forderte sie die Klägerin lediglich auf, entweder die Ware zurückzunehmen oder 50 % Preisnachlaß zu gewähren. Dies reicht nicht aus. Der Käufer muß vielmehr eindeutig erklären, daß er Vertragsaufhebung will. Die Vertragsaufhebung wird durch einseitige Gestaltungserklärung ausgeübt. Da die Beklagte vorprozessual zwei Alternativvorschläge für die weitere Vorgehensweise gemacht hat, wobei einer dieser Vorschläge auf Minderung ging, ist hierin nicht eine eindeutige Erklärung der Vertragsaufhebung zu sehen. Soweit sich die Beklagte nunmehr im Prozeß auf die Aufhebung des Vertrages beruft, wäre eine darin zu sehende Erklärung nicht mehr fristgerecht gemäß Art. 49 II a CISG, da sie nicht mehr in angemessener Frist nach Lieferung erfolgte.
Soweit sich aus dem Klägervortrag und der Vorkorrespondenz er gibt, daß die Beklagte Mängel an den Schuhen festgestellt ha ben will, ist dies unerheblich, da zum einen nicht ersichtlich ist, um welche Mängel im einzelnen es sich dabei gehandelt ha ben soll und zum anderen die Beklagte sich nunmehr im Prozeß auch nicht auf Mängel beruft. Die Beklagte ist der Klägerin auch zum Ersatz der Protestkosten in Höhe von [...] und der Kosten für vorprozessuelle Mahnschreiben in Höhe von [...] verpflichtet.
Der Zinsanspruch ist gemäß Art. 78 CISG i.V.m. Art. 28 EGBGB und Art. 2184 Codice Civile begründet. Verzug ist hier nicht Voraussetzung, vielmehr kommt es auf die Fälligkeit der Forderung an.
Die Höhe des Zinsanspruches wird im CISG nicht geregelt, so daß es auf den nach jeweiligem nationalen Recht gegebenen Zinsbetrag ankommt. Art. 28 EGBGB verweist auf italienisches Recht. Nach Art. 2184 Codice Civile beträgt der gesetzliche Zinssatz in Italien seit 16.12.1990 10 %.
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Original in German:
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